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Der Weg nach Kos  
   
Samstag, 21. Juli 2007, 22:57:36, Steyr Christkindl

"Golden Head" - Die letzte Geldtasche meines Onkels...

   

... mit seinem letzten materiellen Inhalt:  67 Eurocent

Ich treffe kurzfristig die Entscheidung diese Geldtasche als Reisegeldtasche nach Griechenland einzusetzen. Ganz einfach so, ohne hintergründige Aspekte.

Die 67 Eurocent verwahre ich zur Mitnahme in einem Gefrierbeutel, gleich wie Sanitär- und Medizinprodukte.

 
   

Sonntag, 22. Juli 2007

Der Wecker steht auf  03:30

Frühe Abfahrt nach Wien Schwechat zum Flug nach Kos

 
Im Shuttlebus zum Flugzeug - Licht und Schatten
   
"FlyNiki" - Mein vorderer Sitznachbar und das "Goldene Horn". Ich denke an vergangene Zeiten, an meine 10. Transformator Stationierung auf der Galatabrücke in Istanbul 1993 (ein chronologischer Sonderfall...) und an Niki Lauda und seinen letzten "Lauda Air" Flug, am 10 April 2002, nach Miami, den ich zufällig miterleben durfte. Er sass selbst im Cockpit, am Steuer, und erfuhr während dieses Flugs ob sein Lebenswerk bestehen bleibt oder zerstört wird. - Mir ging es damals ähnlich, nur viel kleiner, doch schmerzhaft genug am absoluten Tiefpunkt in existenzieller Hinsicht, schon mit der Hand am Hörer zur Notschlafstellen Kontaktierung - Ich durfte ein Foto vom "Käpt'n..." über die Schulter "...am Steuer" machen. Das letzte Bild einer Ära. Vielleicht einmal ein würdiger Bildinhalt für ein soziales Kunstprojekt in Gold?
   

 

Das Basisziel in Griechenland, bewusst gewählt, ein gänzlich touristisch dominierter Badeort.

 

 

Kos - Tigaki

 

   
Kos und Kommerz

 

Kos die antike Wirkstätte von Hippokrates

Kommerz die Zukunft der Klassen Medizin?

   
Was viele nicht wissen: Das englische Wort "bier", übersetzt ins Deutsche, bedeutet "Totenbahre". In diesem Sinne ähnlich ambivalent wie der Goldbegriff...

Der "Mythos" als "Letzte Seinserfahrung eines Gesamtheitsbildes" so in einem Fremdwörterlexikon beschrieben und zitiert als Teil des Titels meiner ersten Ausstellung "Mythos Gold" in der Bummerlhausgalerie Steyr, 1987.

Damals dominierten als konzeptuell verwendete Materialien für meine Wandobjekte blutroter Pelikan Siegellack und Goldschmiedefell (=Leder). ...Der Pelikan als mittelalterliches Christussymbol... Gedanken einer Wiedererweckung, einer Erneuerung in meinem Schaffensprozess beschäftigen mich in letzter Zeit kontinuierlich...

   
Seit vielen, vielen Jahren das erste Mal wieder mit nackter Haut am Meeresstrand, trotz oder zum Trotz meiner immer massiver werdenden psoriatischen Beeinträchtigungen und meiner Scheu vor Öffentlichkeit. Mein herzlicher Dank geht hier an C. K. und noch mehr.

Ich genieße die Sonne in therapeutischer Hinsicht und will erstmals den Reaktions- bzw. Heilungsprozess der Plaques durch intensive Natur UV-Bestrahlung der griechischen Dodekanes Sonne beobachten. Naturgemäss braucht dies viele Stunden und da insgesamt nur 4 ganze Tage zur Verfügung bleiben, stehen die Zeiger der Zeit auf Kos ganz auf Strahlung.

 

  Die Zeit für Kunst wird sich später auf Patmos zeigen.

 

        

                   
   

Dienstag, 24. Juli 2007

Am 3. Tag ein kurzer Informationsausflug zum Hafen von Kos und zur Platane des Hippokrates.

 

Frühmorgens in Tigaki:

Neben der Bushaltestelle wird für die Medizin gefärbelt.

   
Weiter in Kos Stadt:

Auf dem Fussweg vom zentralen Busbahnhof zum Hafen zieht mein Blick nach Oben.

 

   
 
   
Kos Hafen

Aeskulapstab und Gold - Das Objekt der letzten Transformatorhandlung in Salzburg als Busstop auf Kos.

   

        

      
   
Am Weg zur Hippokrates Platane...
   
...ein weiterer Hinweis auf die "27" und "33"
   
Die "Platane des Hippokrates"

Die Platane ist vollkommen ausgehöhlt, dennoch erscheint sie jedes Jahr in grüner Blätterpracht.

 

   
Um sie zu stützen dominiert ein Stahlgerüst den Ort und erschlägt visuell den Baum. Natur und Technik. Mensch und Wissenschaft... Zeit... Der Baum lässt mich nicht heran. Auch C. fühlt so ähnlich.
   
Gegenüber der Platane ein Souvenirgeschäft mit dem Hippokratischen Eid in vielen Sprachen und einem Blatt vom beeinträchtigt gestützten Baum dabei. Ich möchte diese touristischen Drucke fotografieren doch eine Dame hält mich energisch davon ab. "No Foto!"

Ich frage: wenn ich sie kaufe dann darf ich? Sie stimmt mir zu.

   
Ich kaufe zwei Exemplare, Original und Deutsch, als erste Relikte auf dem Weg Richtung Patmos.

Ein dunkles und ein helles Blatt.

   
So lautet der gekaufte Eid des Hippokrates:

Ich schwöre und rufe Apollon den Arzt und Hygieia und Panakeia und alle Götter und Göttinnen zu zeugen an dass ich diesen Eid und diesen Vertrag nach meiner Einsicht erfüllen werde.
Ich werde den der mich diese Kunst gelehrt hat, gleich meinen Eltern achten, ihn an meinem Unterricht teilnehmen lassen. Ihm wenn er in Not gerät, von dem Meinigen abgeben, seine Nachkommen gleich meinen Brüdern halten und sie diese Kunst lehren wenn sie sie zu lernen verlangen, ohne Entgelt und ich werde an Vorschatten, Vor Lesungen und aller übrigen Unterweisung seine Söhne und die meines Lehrers und die vertraglich verpflichteten und nach der ärztlichen Sitte vereinigten Schüler teilnehmen lassen, sonst aber niemanden.
Ärztliche Verordnungen werde ich treffen zum Nutzen der Kranken nach meiner Fähigkeit und meinem Urteil. Hüten aber werde ich mich davor, sie zum Schaden und in unrechter Weise anzuwenden.
Auch werde ich niemandem ein tödliches Mittel gebrauchen nicht wenn ich darum gebeten werde und werde auch niemanden dabei beraten. Auch werde ich keiner Frau ein Abtreibungsmittel geben.
Rein und Fromm werde ich mein Leben und meine Kunst bewahren.
Ich werde nicht schneiden sogar Steinleidende nicht, sondern werde das den Männern überlassen, die dieses Handwerk ausüben.
In alle Häuser, in die ich komme, werde ich zum Nutzen der Kranken hineingehen frei von jedem bewussten Unrecht und jeder Übeltat, besonders von jedem geschlechtlichen Missbrauch an Frauen und Männern, Freien und Sklaven.
Was ich bei der Behandlung oder auch ausserhalb meiner Praxis im Umgang mit Menschen sehe und höre, das man nicht weiterreden darf, werde ich verschweigen und als Geheimnis bewahren.
Wenn ich diesen Eid erfülle und nicht breche, so sei mir beschieden, in meinem Leben und in meiner Kunst voranzukommen, indem ich Ansehen bei allen Menschen für alle Zeit gewinne; wenn ich aber übertrete und breche, so geschehe mir das Gegenteil.

 

  Der "Vorschatten" erregte meine Aufmerksamkeit. Kleine Schreibfehler habe ich hier beseitigt.
Insgesamt erscheint mir der Ort unter seltsamer Spannung. Das Gebäude, die Loggienmoschee, macht auf mich einen düsteren Eindruck, wie die Platane.
   
Die Loggienmoschee. Zwar Leben und Kommerz im Erdgeschoss...
   
...doch in den Obergeschossen verrammelte Fenster. Unbegehbar gewordener spiritueller Ort vergangener Zeiten.
   
Gekaufte Blätter der Hippokrates Platane.

Zwei "Kommerzblätter" als Relikte und Bestandteil späterer Goldminen-Arbeiten auf Papier.

   
Kunst und Zeit trennt manchmal Wege. Mein nächstes Ziel ist Patmos.
   
  Später lese ich in einer offiziellen Kos-Broschüre:

"Nach dem griechischen Aufstand 1821 wurde - nach der Beschreibung des Franzosen Pouqueville - Kos hart bestraft; Am 11. Juli 1821 erhängten die Türken unter der historischen Plantane des Hippokrates viele Geistliche und enthaupteten 900 Christen".

   
  Nachtrag:

Eine Freundin in China sandte mir zu dieser Seite folgende Zeilen:

Und Kong Tse sagt:

Wer das Ziel kennt, kann entscheiden;
wer entscheidet, findet Ruhe;
wer Ruhe findet, ist sicher;
wer sicher ist, kann überlegen;
wer überlegt, kann verbessern.

 


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